Der Kraichgau

  Barbara Novak 2006

Der Kraichgau liegt 200 bis 300 m über dem Meeresspiegel, zwischen den Flüssen Rhein (im Westen) und Neckar (im Osten). Der Kraichbach fliest durch den Kraichgau.

 

 

Der Kraichgau ist einer der reizvollsten Landstriche Deutschlands. Er liegt im nördlichen Südwestdeutschland, zwischen dem Schwarzwald im Süden und dem Odenwald im Norden. Der mittlere Oberrhein befindet sich im Westen und der mittlere Neckar im Osten des Kraichgaus. Er liegt zwischen den Großstädten Heidelberg, Heilbronn, Pforzheim und Karlsruhe.

 

Die flachwellige Hügellandschaft des Kraichgaus, liegt 200 bis 300 m über dem Meeresspiegel, weist sehr fruchtbare Böden auf und ist bekannt für ihr mildes Klima.

Im 17. Jahrhundert, nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648), hatte der Kraichgau weit über die Hälfte seiner Bewohner verloren. Daraufhin wurden aus verschiedenen Regionen des Deutschen Reiches Neusiedler angeworben: Protestanten (Reformierte, Lutheraner) aus verschiedenen Schweizer Kantonen (v. a. Reformierte, auch Mennoniten), aus Mittelfranken, Württemberg, Hessen und dem Elsass (vor allem Lutheraner).

Katholiken kamen aus den habsburgischen Gebieten im Alpenraum v. a. aus Tirol, Vorarlberg und der Steiermark, aber auch aus dem Allgäu und aus katholischen Gebieten im westlichen Deutschland (Rheinland, Mainfranken).

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, als es durch den siegreichen französischen Kaiser Napoleon, zur Auflösung des alten Deutschen Reiches (1803) und durch die sogenannte „napoleonische Flurbereinigung“ zu einer Neuordnung des Reichsgebietes kam, war der Kraichgau territorial gesehen stark zersplittert.

Teile des Naturraumes Kraichgau gehörten bis dahin dem Bischof bzw. dem Hochstift Speyer bzw. dem in Bruchsal ansässigen Ritterstift Odenheim. Sie lagen vor allem im westlichen Teil des Hügellandes. Im zentralen Teil besaß die gemischtkonfessionelle (bis 1685 von reformierten Fürsten, ab dann von wieder katholisch gewordenen Fürsten regierte) Kurpfalz zahlreiche Dörfer und einige Städtchen (z. B. Bretten und Eppingen). Einige Katholische Ortschaften im Osten des Kraichgaus, gehörten dem Deutschen Orden. Besonders im Nordosten gab es aber auch zahlreiche Dörfer und Städtchen, die den lutherischen Reichsrittern gehörten. Im südlichen und südöstlichen Teil befanden sich Orte, die entweder zur lutherischen Markgrafschaft Baden-Durlach (Residenz Durlach, ab 1715 Karlsruhe) oder aber zum ebenfalls lutherischen Herzogtum Württemberg gehörten.

 

Diese politische Zersplitterung des Kraichgaus, die auch zu Unterschieden in der Konfessionszugehörigkeit der Bewohner geführt hatten (der Ortsherr bestimmte ab 1555 die Religion seiner Untertanen), bewirkte, dass es hier weder eine einheitliche Mundart, noch einheitliche Trachten, Sitten oder Bräuche gab.

 

Der Kraichgau hat in den letzten 300 Jahren schöne, aber auch sehr traurige Zeiten durchlebt. Dies alles spiegelt sich in alten Fotos, wie auch in Berichten über Trachten, Sitten und Bräuche der Kraichgauer wieder.  

 

Südwest-deutschland (nach H. Liedtke, 1994
Südwest-deutschland (nach H. Liedtke, 1994