Heimattag in Eppingen

 

 

unter der Schirmherrschaft der Stadt Eppingen

 

Oberbürgermeister Klaus Holaschke

 

Trachtengruppe und Blaskapelle Sanktanna

 

 

Grußwort von Josef Lutz, Vorsitzender der HOG Sanktanna

 

Sehr geehrter Oberbürgermeister in Eppingen Herr Klaus Holaschke,

Sehr geehrter Herr Bernd Röcker, Vorsitzender des Heimatvereins Kraichgau,

Liebe Barbara Novak, Vorsitzende der HOG Sanktanna / Kraichgau,

Liebe Kraichgauer und Sanktannaer Landsleute zusammen mit den Aktiven,

 

Es ist immer wieder eine Freude im Kraichgau die Kultur- und Heimattage zu erleben. 

Der Heimatverein Kraichgau wie auch viele Landsleute und Freunde mit Sanktannaer Herkunft sind bereit mit Ihren verschiedenen Gruppen und einem abwechslungsreichen Programm Land und Leute zu erheitern. So werden die Leute von Fernseher und Internet weggebracht, so manche Alltagssorgen in Vergessenheit geraten lassen und den Besuchern der Veranstaltung gezeigt, dass gelebte Gemein-schaft erstrebenswert und zukunftsträchtig ist. In unserer alten Heimat Sanktanna, schlug und schlagt heute noch das kulturelle Herz von Deutschen, Rumänen und Ungarn. Wir hier sind echte Brückenbauer des Friedens. Wir kamen in ein Land mit gleicher Muttersprache und gleichem Kulturkreis, zurück in den Kraichgau.

Kann dem heutigen Motto: „Kraichgau grüßt Sanktanna, Sanktanna grüßt den Kraichgau“ nur zustimmen, es sagt alles aus.

Ein Dank geht für die monatelangen Vorbereitungen aller Aktiven: Blaskapelle, Trachtenträger, Sänger (innen), Kirchengestaltung, Kindern, Jugendlichen und Helfer, beider Vereine. Es wird für jedes Alter und für jeden Geschmack etwas geboten. Diese Veranstaltung im Kraichgau zeigt immer wieder aufs Neue, wie viel Professionalität, Begeisterung und Herzblut alle Beteiligten hineinstecken, damit alles wie am Schnürchen läuft und die Teilnehmer sich vergnügen können. Dieser Spaß-Funke und eine Portion Lebensfreud versprüht sich auch in der Stadt Eppingen, im Kraichgau und weit hinaus.

Egal wie weit sich unsere Wurzeln verzweigen und egal wie sich die Zeiten verändern mögen, ein Teil von uns Sanktannaer wird immer wieder in den Kraichgau zurückfinden; zu diesen Kirchen, zu diesen Orten, an die uns so viele wunderbare Erinnerungen binden. Mit uns und durch uns werden diese Erinnerungen weiter leben und wir vergessen nicht wer wir sind! Die gut fundierte Familienforschung ergibt dass viele Sanktannaer Ihre Wurzeln im Kraichgau haben.

Für Ihr vorbildliches und vor allem nachhaltiges –denn der Nachwuchs steht ja schon in den Startlöchern- Engagement danke ich allen von Herzen.

 

Der gesamte Vorstand der Heimatortsgemeinschaft Sanktanna wünscht der heutigen Veranstaltung und darüber hinaus allen Aktivitäten beider Heimatvereinen, dass die großartige Arbeit fortgeführt wird und der gute Ruf in der Gesellschaft als Hort des Brauchtums und der Völkerverständigung bewahrt bleibt.

Josef Lutz

 

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

Liebe Landsleute,

auch das Kraichgau-Team möchte sie herzlich willkommen heißen, zu unserem 11. Kultur- und Heimattag, hier in Eppingen. Dieser Kultur- und Heimattag findet jedes Jahr in einem anderen Ort im Kraichgau statt, aus dem Menschen nach Sanktanna umgezogen sind. Aus Eppingen sind dies die Familien Bader, Degenfeld, Eberlein, Hell, Köhler, Wille, Renz, Oster, Dotterer, Wolf und Täuber.

Einige dieser Familien sind wieder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt und leben heute in der Nähe von Eppingen.

Wir waren vorhin in der Katholischen Kirche von Eppingen, einer Kirche aus dem Mittelalter. In dieser Kirche wurden auch schon unsere Vorfahren getauft und getraut bevor sie nach Sanktanna umgezogen sind.

So z.B. wurde dort am 25.11.1738 Anton Hell und Anna Maria Heubacher getraut.

Einige Jahre danach, sind sie nach Sanktanna umgezogen. 9 Generationen später kam Stefan Hell zurück, und hat sich im Ludwigshafen, am Rande des Kraichgaus niedergelassen. Für seine wissenschaftliche Tätigkeit wurde er letztes Jahr mit dem Nobelpreis für Chemie geehrt.

Zum Gelingen dieses Festes haben viele Menschen beigetragen.

Erwähnen möchte ich z.B. Herr Bernd Röcker, Vorsitzender des Heimatvereins Kraichgau, der uns immer eine Führung durch die Auswanderungsorte unserer Vorfahren anbietet. Dabei sehen wir historische Plätze an denen unsere Vorfahren weilten und lernen die Geschichte der Auswanderungsorte unserer Vorfahren kennen. In Gedanken fühlen wir uns da zurückversetzt in die damalige Zeit. Ohne den Heimatverein Kraichgau wäre die Ortsgruppe Sanktanna – Kraichgau etwas ärmer.

Wir möchten uns bei Herr Röcker für die Führungen und die gute Zusammenarbeit bedanken und ihm den Heimatbrief 2015 der HOG-Sanktanna übergeben.

Den Löwenanteil an der Gestaltung dieses Festes, hatte wie immer Fr. Barbara Novak. Auch bei ihr möchten wir uns mit einem Blumenstrauß bedanken.

 

Gerhard Fuss

 

Gerhard Fuss, Barbara Novak, Bernd Röcker und Wilhelmine Fuss.

 

 

 

„Kraichgau grüßt Sanktanna“

 Kultur- und Heimattag in Eppingen

 

Der griechische Philosoph Demokrit, den seine Zeitgenossen den „lachenden“ Philosoph nannten, sagte: „Ein Leben ohne Feste ist wie ein langer Weg ohne Einkehr“.

Diese Einstellung vertreten auch wir, Menschen der modernen Zeitepoche. Ebenso auch die Sanktannaer, die mit Banater und Kraichgauer Landsleute am 24. Oktober 2015, zum 11. Mal im Kraichgau ein Begegnungsfest feierten.

Zur Einkehr lud die wunderschöne Fachwerkstatt, Eppingen ein. Sie öffnete den 300 Gästen ihre Tore und die Stadthalle, zu einer - wie schon die Jahre davor in anderen Orten des Kraichgaus geschehen - historischen Begegnung in Gemeinschaft, nicht nur mit den eigenen Landsleuten.

 

Eppingen war keine Zufallswahl für diese 11. Begegnung, denn schließlich ist diese Stadt Teil der Geschichte von nicht wenigen Sanktannern. Die Kreisstadt Eppingen, nennt sich eine Stadt mit Pfiff, mit einer tausendjährigen Geschichte, wo neben Neuem in der Altstadt bezaubernde Fachwerkbauten erhalten geblieben sind. Sie ist die Wiege einiger Vorfahren, die nach Sanktanna ausgesiedelt sind.

Erinnern wir doch mal: Kraichgau im 18. Jahrhundert! Mittellos im Elend, geplagt von Hunger, Krankheit, waren die Menschen damals. Das trieb sie fort. Wenngleich schweren Herzens, denn sie mussten sich von den Lieben trennen, die nicht die körperliche Verfassung besaßen, um ins ferne Ungarn aufzubrechen.

Versuchen Sie sich neun Generationen zurück zu versetzen und Sie werden vor ihrem geistigen Auge die Familien: Bader, Degenfeld, Eberlein, Köhler, Wille, Hell, Renz, Oster, Dotterer, Wolf und Täuber sehen. Mit ihren armseligen Habseligkeiten ausgestattet, machen Sie sich auf den Weg ins Ungewisse. Sie erreichen ein fruchtbares Gebiet - wenngleich dies nicht auf Anhieb zu erkennen war - so wissen wir es heute umso besser. Das Ansiedlungsgebiet dieser Familien, wurde zu fruchtbarem Boden, zu ihrer Heimat, das heutige Sanktanna.
Der Neuanfang in der Fremde war bitter! Es kostete die Familien das Kind, den Mann die Frau. Dennoch, sie ließen sich davon nicht entmutigen.

 

Was aber verhalf ihnen durchzuhalten? Was war die Antriebsfeder ihrer unablässigen Mühen? War es der Glaube der ihnen Mut schenkte, die Zuversicht stärkte? War es ihr Gottvertrauen, das sie lenkte? Was war die Konstante die sich, wenngleich Vieles um sie herum sich wandelte, sie aber unerschütterlich blieb?

Es muss der Glaube an Gott und an das Gute, der Zusammenhalt der diese Familien ausmachte, gewesen sein! Der Glaube blieb auch unser Markenzeichen. Vielleicht ist es nicht immer gleich erkennbar, aber in unserem tiefsten Inneren ist in jedem von uns der unauslöschliche Glaubensfunke unserer Vorfahren ins Herz gelegt. Er ist auch für uns die Konstante, in dem schnelllebigen Zeitalter. Dazu gehört auch das Gefühl des Zusammenhaltens und des Zusammengehörens, weil wir die gleichen Wurzeln haben, die uns gebündelt mit dem Glauben, den nötigen Halt in unserem Leben geben.

 

So war es also nur selbstverständlich, dass unserer Begegnung die Gottesdienstandacht mit dem Eppinger Gemeindepfarrer Manfred Tschacher und dem Heimatpfarrer Karl Zirmer in der katholischen Kirche „Unsere Lieben Frau“, mitten in der historischen Altstadt von Eppingen, dem 11. Kultur- und Heimattag voranging.

 

 

Begleitet von der 16 Mann starken Sanktannaer Blaskapelle, unter der Leitung von Josef Wunderlich, zogen 10 Trachtenpaare in Auswanderer- und Rückwandertracht - allen voran die Jugendlichen Anna-Lena und Eva Maria Schauer mit dem Rosmarinstrauß – gefolgt von den Gästen, durch die verwinkelten und von Fachwerkhäusern gesäumten Altstadtgassen von Eppingen, zur Kirche.
Pfarrer Tschacher ergriff nach der Begrüßung das Thema „Neuanfang“ in seiner Predigt auf. „Vor einem Neuanfang standen auch die Siedler die im 18. Jahrhundert aus dem Kraichgau aufbrachen um im Banat ein neues Leben zu beginnen.

Es war keine Abenteuerlust, sondern die Hoffnung auf ein besseres Leben, das ganze Familien von der Heimat und den Verwandten Abschied nehmen ließ, um in einem fernen Land ein neues Zuhause aufzubauen. Mit dabei war z.B. auch der aus Eppingen stammende Chirurg Johann Eberlein. Er wohnte mit seiner Familie im Haus links neben der Kirche, das heute das Pfarrhaus beherbergt. 1728 hatte er geheiratet. Als angesehener Mann war er 1739 Mitglied des Gerichts. 10 Kinder sind im Taufbuch eingetragen. Danach ist er nach Sanktanna ausgewandert“, sagte Pfarrer Tschacher, der auch ein passionierter Heimatforscher ist.

 

Er sagte in seiner Predigt weiter: „Aufgrund der politischen Geschehnissen haben die meisten Nachkommen der damaligen Ortsgründer, Sanktanna wieder verlassen und sind in die alte Heimat ihrer Vorfahren zurückgekehrt. Sie standen hier wieder vor ganz ähnlichen Herausforderungen des Neuanfangs und des Aufbaus einer neuen Existenz, einer neuen Heimat. … Und wieder war es der christliche Glaube, den sie wieder im Gepäck hatten und der vielen Trost, Halt und Zuversicht gab. Gerade heute ist es wichtig, sich wieder auf diesen Glauben zurück zu besinnen, die Beziehung zu Jesus Christus zu pflegen, aus seiner Liebe heraus, das eigene Leben zu gestalten und mitzuwirken an einer menschenfreundlichen Welt.“

Traudel Röcker und Helga Hellemann sangen wunderschön im Duett 1. & 2. Sopran, begleitet von Stefan Göttelmann an der Orgel. Der Chor sang mit der Gemeinde einige Lieder unter der Leitung von Hubert Weiler und Peter Vogel.

Die Blasmusik spielte das Eingang und Ausgangslied.

 

Mit dem Segen des Höchsten ist die Feiergemeinde zurück zur Stadthallte gekehrt. Aber zuvor bekamen die Gäste eine interessante Kirchenführung, unter der Leitung von Pfarrer Tschacher. Eppingens Geschichte und Sehenswürdigkeiten wurden von Bernd Röcker, Vorsitzender des Heimatvereins Kraichgau, erklärt und gezeigt.

 

Gut informiert über den Gastgeber startete der gesellige Teil des Tages. Und damit der Ablauf auch Hand und Fuß hatte, moderierte die Gymnasiastin Eva Maria Schauer im Wechsel mit Barbara Novak den Nachmittag.

 

Die Sanktannaer Blaskappelle spielte den Einmarsch für die Trachtenpaare, die das Publikum mit drei schönen Tänzen begeisterte. Vor allem faszinierte das jüngste Trachtenpaar, Robin, 7 Jahre und Emilia Wolke 4,5 Jahren, die Zuschauer beim souveränen Aufmarsch und anschließend mit ihren faszinierenden Tanzeinlagen. Sie zogen die Aufmerksamkeit des Publikums magnetisch an.

 

 

Nach der Begrüßung der Gäste durch Barbara Novak hieß der Eppinger Oberbürgermeister Klaus Holaschke die Teilnehmer des Kultur- und Heimattages herzlich willkommen und zeigte sich begeistert, dass nun nach 10 Jahren wieder die Stadt Eppingen zum Veranstaltungsort gewählt wurde.

 

Bernd Röcker, Vorsitzender des Heimatvereins Kraichgau, überbrachte Grüße an die Sanktannaer und freute sich, dass sie so zahlreich erschienen sind. Insbesondere freute es ihn, dass die Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Kraichgau so gut gedeiht und sich stetig weiterentwickelt.

 

Das Grußwort des Vorsitzenden der HOG Sanktanna, Josef Lutz, überbrachte stellvertretend Katharina Hell. In seiner Ansprache dankte er den Aktiven die mit viel Begeisterung, Leidenschaft und Herzblut an der Veranstaltung mitwirkten.

Johann Schwarz, aus Böblingen, übergab Herrn OB Holaschke eine von ihm gefertigte Kurzdokumentation zum Dorfbrand in Sanktanna.

 

Gerhard Fuss dankte im Namen des gesamten Organisationsteams, Bernd Röcker für die Führungen durch die Auswanderungsorte in den letzten 11 Jahren und überreichte ihm den Heimatbrief Sanktanna 2015. Ebenso gratulierte er mit einem Blumenstrauß Barbara Novak für ihren unermüdlichen Einsatz bei den Durchführungen und Kontaktherstellung mit Ortsverbände und Vereine die zur Kooperation für die Veranstaltungen der Heimat- und Kulturtage im Kraichgau gewonnen werden konnten.

Anschließend hat Pfarrer Karl Zirmer den Kirchenführer Sanktanna vorgestellt, den er gemeinsam mit Religionslehrerin Christa Witting erstellt hat.

 

Damit bei den Kinder, während den Ansprachen, keine Langeweile aufkommt, war mit einem Kinderprogramm für Ausgleich gesorgt. Begleitet wurden die Kinder von den Jugendlichen Eva Maria und Anna Lena Schauer. Angeleitet wurden die beiden von der Erzieherin Katharina Hell.

Die Kinderbetreuung endete mit einem eigens vor Ort einstudierten Tanz, dabei präsentierten die Kleinen und Größeren ihre, während der Betreuung gefertigten Laternen. Für Spaß und Vergnügen sorgte als Eisverkäufer „Bakrisch“ Johann Reinholz aus Frankenthal, der mit „Stengeleszucker“ und „Alavitschka“ so viele Abnehmer hatte, dass ihm der Vorrat ausging.

 

Laternentanz

Der Herbst ist da

 

Eine Ausstellung, „Lehrbücher“ von Valentin Hell war auch Teil der Kulturveranstaltung. Es war eine Gegenüberstellung der Lehrbücher seiner Mutter aus der Schule in Sanktanna und den eigenen Schulbücher von Valentin Hell der Schüler des Mönchsee-Gymnasium in Heilbronn ist. Bei so manch einem wurden alte Schulerinnerungen wachgerüttelt.

 

Die Blaskapelle spielte den ganzen Nachmittag traditionelle heimatliche Stücke, was alle Tanzwilligen magnetisch auf die Tanzfläche zog. Und diejenigen die gerne tanzen wollten, aber sich nicht auf die Tanzfläche trauten, weil die Füße im Takte der Musik nicht mehr Schritt halten konnten, sangen die Musik mit und erzählten und plauderten, lachten und amüsierten sich auf die vertraute Weise wie in der „Vorsätz“ mit dem Unterschied, dass nicht das Spinnrad sich drehte sondern der Kaffeelöfel in der Tasse und bewegen tat sich die Gabel in den Kuchen – und Tortenstücke, wie seiner Zeit auf Hochzeiten oder Kirchweihfesten angeboten wurde und natürlich tippte der Fuß unterm Tisch sanft den Takt der Musik mit.

 

Tanz

Allen Bäckerinnen die das Kuchenbüffet so bunt, edel und schmackhaft mit Kuchen und Torten ausgestattet haben, möchte ein Vergelt´s Gott ihre Mühen würdigen.

Mit dem traditionellen Teeabend wurde das Abendprogramm ab 20.00 Uhr eröffnet. Kleingebäck, Tee und Rum wurden von Mädchen und jungen Frauen in Trachtenkleidung serviert.

Dieser historische, religiöse und kulturell, zum Zwecke des Austausches und des friedlichen Miteinanders, geprägten Tag, ließ jedes Herz, ob es als Gast, Zuhörer, Musiker, oder Akteur dabei war, höher schlagen. Es war spürbar, dass die Begegnung was Besonderes ist. Sie diente der Erinnerung und des Erinnern an die Geschichte, das Erzählen von Geschichten, das Anknüpfen oder Wiederaufleben von Beziehungen und Erlebnissen - für alle Beteiligten ein besonders schöner gewinnbringender Tag.

 

Wilhelmine Fuss

 

Teeabend