Heimattag in Neibsheim

 

unter der Schirmherrschaft der Stadt Bretten

 

Ortsvorsteher Rolf Wittmann

 

 

Neibsheim (Stadt Bretten): im Volksmund heißt es Neipsā

 

Neibsheim, ab 770 erwähnt, Altsiedelort, gehörte Mitte des 18. Jahrhunderts und noch bis 1803 zum Hochstift Speyer. Danach fiel es an das neugeschaffene Großherzogtum Baden.

Hier gibt es noch Häuser mit Tor und „Tärle“, ein Backhaus, ein Armenhaus und eine Zehntscheune aus dem 18. Jahrhundert zu sehen. Die Adalbergkapelle von 1737 mit Kreuzweg vom Dorfausgang bis zur Kapelle kann man auch besichtigen.

(Literatur: Hartmann, 1986)

 

Mitte des 18. Jahrhunderts wanderten folgende Familien aus Neibsheim nach Sanktanna aus: Stöcker, Haas, Rudenschmitt, Steger, Hürth, Dossenberger, Scherer, Leib, Stiger.

 

 

Sanktanna und der Kraichgau

 

Sanktanna und der Kraichgau haben viele Verknüpfungspunkte in der Geschichte. Bekanntlich stammen viele Vorfahren der Sanktannaer aus dem Kraichgau. Dass war auch der Grund, am 14. Oktober 2006 nach Neibsheim (Bretten) einzuladen, wo viele der Vorfahren der Sanktannaer im 18. Jahrhundert nach Sanktanna auswanderten. Es war der dritte Kulturtag, den die Ortsgruppe Sanktanna/Kraichgau als Untergruppierung der Heimatortsgemeinschaft Sanktanna gemeinsam mit dem Heimatverein Kraichgau organisiert hatte. In der Pfarrkirche St. Mauritius, die Treffpunkt und erste Station des Tages war, wurde Wissenswertes über das 1790/91 errichtete Gotteshaus vermittelt, etwa über den Patronatsheiligen, das Glockengeläut, den von Dorfschreiner Anton Bindgen geschaffenen klassizistischen Hochaltar, die derzeitigen Sanierungsarbeiten im Bereich Elektrik und Heizung und nicht zuletzt über den Einbau der neuen Orgel. Dort begrüßte der Ortsvorsteher Rolf Wittmann auch kurz die Leute, bevor es mit dem ersten christlichen Lied losging. Danach war der 18jährige Maximilian Brandt aus Gönnheim (Bad Dürkheim) mit einem Paulusbrief dran, der davon handelte, dass der Mensch schlechte (irdische) Gewohnheiten ablegt und sich allgemein mehr auf das Himmlische hin orientiert. Wenn er das tut, fällt auch das Zusammenleben leichter. So in etwa die Kurzfassung des Briefes. Weiter ging es mit zwei weiteren Liedern. Alle drei Lieder, die gesungen wurden, waren bereits im 16.-18. Jahrhundert bekannt. Schließlich meldete Dr. Arnold Scheuerbrandt sein Wort, da an diesem Tage auch das Begräbnis des Grafen Franz von Degenfeld war, der in der Vorstandschaft des Heimatvereins Kraichgau war und leider nun verstorben ist. Hierfür wurde eine Gedenkminute eingelegt.

 

 

Hier steht noch das 1903 erbaute Rathaus und der Dorfplatz, auf dem sich ehemals das alte Schulhaus, die Kelter, und der Dorfpranger befanden, auf dem Programm. Ebenso wurde unter anderem das Gerweck’sche Fachwerkhaus, das schon um 1770 erbaut wurde, in Augenschein genommen. Ende der Ortsbesichtigung stand die Marienkapelle, die 1737/38 gegen den Willen des Kardinals von Schönborn auf dem Adelberg errichtet wurde.

 

Der zweite Teil des Kulturtages wurde in der Talbachhalle Neibsheim durchgeführt. Der Schwerpunkt lag diesmal auf der Auswanderung aus Neibsheim und Umgebung in das Banat. Denn wie schon erwähnt, siedelten sich viele, die im 18. Jahrhundert aus dem Kraichgau, speziell auch aus Neibsheim, auswanderten, im Banat an, auch in Sanktanna. Eine nicht geringe Anzahl von Nachkommen dieser damaligen Auswanderer lebt heute sogar wieder dort im Kraichgau, einer wundervollen Region zwischen Schwarzwald und Odenwald.

 

Nach der herzlichen Begrüßung des Ortsvorstehers Rolf Wittmann, der uns gleichzeitig auch einen kleinen Überblick über Neibsheim gab und uns zum Beispiel erklärte, dass Neibsheim von den Franken gegründet wurde und der Name zum ersten Mal 1760 erschien, uns aber auch kurz das Wappenschild des Ortes erläuterte, auf dem ein dreiblättriges Kleeblatt zu sehen ist, ging es weiter mit einer kurzen Begrüßung von Anton Machauer, stellvertretend für den Vorsitzenden des Heimatvereins Kraichgau, Bernd Röcker. Er begrüßte die Gäste, unter denen sich auch all die Vorsitzenden sowie Referenten befanden, und hielt kurz Rückschau auf die letzten zwei gelungenen Kulturtage, die in Eppingen statt fanden.

 

Anschließend überbrachte Melanie Zimmermann das Grußwort des Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaft Sanktanna, Josef Lutz, dem es leider aus terminellen Gründen nicht möglich war, an der Veranstaltung teilzunehmen.

 

Auch Barbara Novak, die Vorsitzende der Ortsgruppe Sanktanna/Kraichgau, begrüßte herzlich die Gäste und stellte hierbei auch ihr neu erschienenes Buch „Sitten und Brauchtum; Mundart und Kleidung unserer Vorfahren aus dem Kraichgau und Sanktanna“ vor.

 

 

Gegen 17 Uhr ging es dann mit dem eigentlichen Hauptteil der Veranstaltung los.  August Schneider, aus Neibsheim, fügte einige tolle Anekdoten, die der Wahrheit entsprachen, zum Programm hinzu. Hierbei erfuhr das Publikum auch, dass vor 60-70 Jahren ja alles noch von Hand gemacht wurde und es nur eine Nähmaschine im ganzen Dorf gab und dies somit ein „Kunstwerk“ war. All die Anekdoten hatte er im Zusammenspiel mit Barbara Novak erzählt.

 

 

Um den Unterschied des Lebens von Neibsheim zu Sanktanna ein wenig darzustellen, führten auch Richard und Luisa Köhler mit Martin Herrmann einige Anekdoten, doch diesmal aus Sanktanna, vor. Hierbei handelte es sich um ein musikalisches Frage-Antwort-Spiel, das von Willi Hack und seinem musikalischen Talent begleitet wurde. Bei diesen Anekdoten übernahm Richard Köhler die Rolle des „Bürgermeisters“ und Martin Herrmann und Luisa Köhler spielten ein Paar, das sich im Standesamt befindet, um dort zu heiraten. Hierfür trug Luisa Köhler eine schwarze Bauernkleidung aus Sanktanna, da die Bräute früher meistens schwarz bei ihrer Hochzeit trugen, was uns Barbara Novak später auch noch mal an einem Hochzeitskleid von 1898 (Luisenhof) zeigte.

 

Gegen 18 Uhr wurden dann von einer Sanktannaer Gemeinschaftsgruppe drei Heimatlieder gesungen, bei denen das Publikum dazu eingeladen war, mitzusingen.

 

Musikalisch ging es auch weiter mit der Kraichtaler Blaskapelle aus Münzesheim.

 

 

Danach beschrieb Bernd Röcker, der Vorsitzende des Heimatvereins Kraichgau, diese große Verbindung, die der Kraichgau zu Sanktanna und Sanktanna zum Kraichgau hergestellt hatte. Und auch er erhoffe sich, dass diese Verbindung noch lange bestehen wird.

 

Als letzter Vortrag erzählte uns Heinz Walter anhand eines Lichtbildvortrags etwas zur Auswanderung aus Neibsheim. Er stellte einige Sitten und Bräuche von Neibsheim dar und machte uns mit ausdrucksvollen Worten deutlich: „Aus keinem Dorf im Kraichgau sind so viele Leute ausgewandert wie aus Neibsheim!“.

 

Zum Ausklang des Tages zeigte uns wiederum die Kraichtaler Blaskapelle ihr musikalisches Talent, das das Publikum nutzte, um das Tanzbein schwingen zu lassen.

 

Kurz vor Ende der Veranstaltung führten Martin Herrmann und Anni Jung noch einen Sketch vor, der für die Gäste noch mal zum Abschluss ein Zeichen von Fröhlichkeit und Zufriedenheit vorwies.

 

Somit war dieser dritte Kulturtag auch wieder gelungen und wir hoffen, dass auch dieser nicht so schnell vergessen wird und die Tradition ebenfalls noch lange weitergeführt wird, denn das ist schließlich Ziel und Zweck der Veranstaltungen.

 

Die Ortsgruppe Sanktanna/Kraichgau gemeinsam mit dem Heimatverein Kraichgau bedankt sich bei allen Referenten, die zum Programm beitrugen, sowie bei Felicitas Scheuerbrandt und Helga Holstein, die sich um die Dekoration kümmerten. Die Eintrittskasse wurde von Maria Wander und Felicitas Scheuerbrandt bedient. Am Bücherstand war Barbara Novak mit Helga Holstein tätig. Auch beim Feuerwehrverein von Neibsheim möchten sich die beiden Vereine herzlich bedanken für die Verpflegung den ganzen Tag über. Hierbei dürfen nicht die Personen vergessen werden, die Kuchen gespendet hatten. Unter anderem fand man beim Kuchenbuffet auch Hefegebäck aus Omas Zeiten vor. Doch nicht zu vergessen sind auch all die Gäste aus nah und fern, die wieder zahlreich erschienen sind und eine Bereicherung der Veranstaltung waren. Herzlichen Dank!

 

Sanktanna und der Kraichgau – mit diesen Worten begann dieser Bericht. Und mit diesen Worten begann unsere Geschichte. Aber was das wichtigste ist: Mit diesen Worten soll diese Geschichte fortgesetzt werden! GEMEINSAM – Sanktanna mit dem Kraichgau.

Melanie Zimmermann, Eppingen