Das Schulwesen in unserer Heimatgemeinde

 

Sanktanna in der Nachkriegszeit

 

Michael Göpfrich (Konrektor von 1962-1978)

 

 

 

Mit dem 23. August 1944, der das Ende des Krieges bedeutet hat, trat im Leben unserer Landsleute eine große Wende ein; es begann sich ein Umbruch zu vollziehen, die Geschicke unserer fleißigen Bauern wurden in neue Bahnen gelenkt. Durch die totale Enteignung 1945, hatten die Bauern mit einem Schlag Haus, Hof und Acker verloren. Ein schnelles Umdenken hat unseren besitzlosen Landsleuten Wege zu neuer Existenz eröffnet. Sie wurden von heute auf morgen Arbeiter, mit oder ohne berufliche Qualifikation, in den Industriebetrieben der nahegelegenen Städte, Tagelöhner bei der Staatsfarm oder als Landwirt in der neu gegründeten Kollektivwirtschaft. Durch zähen Fleiß, harte Arbeit und Gottvertrauen haben die Sanktannaer auch diesen Umbruch geschafft. Die gewaltigste Veränderung meines Erachtens war die neue Denkweise, die rasche Umorientierung unserer Landsleute. Sie haben schnell erkannt, dass nur schulische Bildung, das Aneignen von Wissen, zur Sicherung einer neuen Existenz und eines relativen Wohlstandes führen wird.

 

Dadurch hat die Schule in dieser schwierigen Zeit in den Augen unserer Landsleute einen Stellenwert bekommen, den sie bis dahin nicht gehabt hat. Die ganze Bevölkerung unserer Gemeinde hat hohe Erwartungen an das Schulwesen gestellt, Erwartungen die meines Erachtens in mehreren Bereichen erfüllt wurden. In einigen Bereichen aber auch nicht. Einige persönliche Bewertungen des damaligen Schulwesens werde ich im Laufe des Berichtes noch einbringen.

 

Ich werde nun das Schulwesen von Sanktanna chronologisch, mit all den Änderungen innerhalb von kurzen Zeitabständen darstellen. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Madjarisierung Einhalt geboten und ab dem Jahr 1919 sind die Schulen dem rumänischen Staat übergegangen. Es wurde von der ersten bis zur sechsten Klasse in deutscher Sprache unterrichtet.

 

Zwischen den Jahren 1926 und 1948 waren die deutschen Schulen nach Geschlecht in Mädchen und Knabenschule getrennt. 1919 wurde ebenfalls das rumänische Gymnasium in unserer Gemeinde gegründet und 1939 wegen Sparmaßnamen vom Unterrichts ministerium wieder aufgelöst. Im Jahre 1940 sind alle deutschen Schulen in Rumänien an die Deutsche Volksgruppe übergegangen. Diese Episode war nur von kurzer Dauer, denn das Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 hat auch das Ende dieser Schulen bedeutet. Im Dezember des Jahres 1944 waren in der deutschen Schule von Sanktanna, in den Klassen 1-7; 728 Schüler (333 Mädchen und 395 Knaben) eingeschrieben und 162 Kinder besuchten den Kindergarten.

 

Im Zeitraum 1945 -1948 wurde in den deutschen Schulen nur in rumänischer Sprache unterrichtet, gleichzeitig wurde das rumänische Gymnasium wieder eröffnet. In dieser Zeitspanne haben sich viele, sehr begabte deutsche Schüler, neu orientiert und haben das rumänische Gymnasium besucht, um bessere Chancen in weiterführenden Schulen zu haben.

 

Die Schulreform von 1948 war eine demokratische Reform, ein Meilenstein für das ganze Schulwesen in Rumänien.

 

In allen Schulen wurde der Unterricht in der Muttersprache eingeführt.

 

Es wurden Schulbücher in der Muttersprache gedruckt und den Schülern kostenlos ausgehändigt.

 

Die Lehrkräfte mussten die Muttersprache, in der sie unterrichteten, einwandfrei beherrschen.

 

Der Unterricht in den Klassen 1 - 4 war verpflichtend.

 

Die Organisation sowie die Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmethoden wurden von dem Modell der Sowjetunion übernommen.

 

Im Zeitraum 1948-1959 gab es in unserer Großgemeinde folgende Schulen:

 

-deutsche siebenjährige Mädchenschule

 

-deutsche siebenjährige Knabenschule

 

-deutsche siebenjährige gemischte Schule Alt-Sanktanna

 

(Komlosch)

 

-rumänische siebenjährige Schule Sanktanna

 

-rumänische siebenjährige Schule Alt-Sanktanna (Komlosch)

 

-ungarische Grundschule

 

Wie schon eingangs in diesem Bericht von mir geschildert wurde, hat sich die Einstellung der ganzen Sanktannaer Bevölkerung gegenüber der Schule, gerade in diesem Zeitraum, grundlegend geändert. Die Mehrheit der Schüler, die die vierte oder später die siebte Klasse beendet haben, entschieden sich eine Berufausbildung zu machen. Zu jener Zeit gab es mehrere Möglichkeiten einen Beruf zu erlernen, beginnend mit einer Qualifikationsprüfung am Arbeitsplatz, gefolgt von einem sechsmonatigen Kurs mit fachlicher Überprüfung. Diese Formen der Berufausbildung haben zumeist Jugendliche mit Grundschul abschluss oder erwachsene Landsleute wahrgenommen, um so schnell und so gut wie möglich eine neue Existenz aufzubauen. Die andere Möglichkeit einen Beruf zu erlernen, waren die dreijährigen Berufschulen, die von sehr vielen Absolventen der siebten Klassen besucht worden sind.

 

Eine weitere Möglichkeit zur Berufausbildung, recht beliebt und gut besucht von den Absolventen der siebten Klassen, waren die vierjährigen technischen Mittelschulen. Diese Schulart war anspruchsvoll, die Absolventen solcher Schulen wurden in den Betrieben als Techniker geführt. Diese technischen Mittelschulen, die theoretischen Lyzeen, wie auch die pädagogischen Lehranstalten ermöglichten ihren Absolventen die Hochschulreife. Durch die Vielfalt der Ausbildungs möglichkeiten, die von unseren Landsleuten auch wahrgenommen wurden, hat sich unsere Gemeinde von einem rein landwirtschaftlich geprägten Ort zu einem beruforientierten Zentrum entwickelt.

 

Im Jahr 1959 wurden alle eigenständigen siebenjährigen Schulen von Sanktanna unter den Namen; Gemischte siebenjährige Schule Nr.1 Sanktanna; gemischte Schule Nr.2 Sanktanna 2 (Komlosch) zusammengeschlossen. Die Leitung der Schulen wurde von rumänischen Rektoren und von deutschen Konrektoren übernommen. Somit haben die deutschen Schulen unserer Heimatgemeinde ihre Eigenständigkeit für immer verloren und sind als deutsche Abteilungen den rumänischen Schulen angeschlossen worden.

 

Die Schülerzahl der gemischten siebenjährigen Schule Nr. 1 war folgende:

 

-deutsche Abteilung mit insgesamt 516 Schülern verteilt in 16 Klassen -rumänische Schule mit insgesamt 213 Schülern verteilt in 7 Klassen.

 

Im September des Jahres 1959 wurde für die Arbeiter von verschiedenen Industriebetrieben und für die Bauern der Kollektivwirtschaft (L.P.G.) die Abendmittelschule in rumänischer Sprache gegründet. In die achte Klasse dieser Schule haben sich im ersten Jahr 22 Schüler eingeschrieben.

 

Zum verpflichtenden und unentgeltlichen achtjährigen Unterricht wurde im Jahr 1961 übergegangen. Ein Jahr später, 1962, wurde die elfjährige Mittelschule in rumänischer Sprache gegründet, mit der Abendmittelschule als Abteilung. Diese elfjährige Mittelschule wurde schnell mit naturwissenschaftlichem und sprachlichem Profil ausgebaut. Im Jahre 1972 wurde der Name der Mittelschule, in „allgemeinbildendes Lyzeum“ umbenannt. Die letzten Absolventen des Lyzeums gab es im Jahr 1979, weil es inzwischen aufgelöst worden war. Viele Bestschüler der deutschen Abteilung haben dieses Lyzeum (Mittelschule) besucht, mit Erfolg abgeschlossen und durch das Baccalaureat (Abitur) die allgemeine Hochschulreife erworben. Viele von ihnen haben die Hochschule besucht, haben einen akademischen Titel erworben und sind heute in Deutschland erfolgreich.

 

Um einen besseren Überblick über das Ausmaß der Entwicklung der Schulen in unserer Gemeinde zu vermitteln, werde ich anschließend einige Fakten auflisten.

 

Im Schuljahr 1968 -1969 waren in der elfjährigen Mittelschule in Sanktanna 46 Schulklassen mit insgesamt 1431 Schülern, 64 Lehrkräften und 22 Personen, die dem Verwaltungspersonal angehört haben. Von diesen 1431 Schülern waren 840 in der deutschen Abteilung der Schule. Für die Schüler aus den umliegenden Gemeinden, die in der Mittelschule eingeschrieben waren, wurde ein Internat mit 50 Plätzen mit Kantine eingerichtet. Die Schulbibliothek hatte in jenem Schuljahr ein Bestand von 7290 Büchern, die Hälfte davon waren in deutscher Sprache, 843 Leser und eine bezahlte Bibliothekarin.

 

Schüler und Lehrer – 1968 in Neu-Sanktanna

 

Die achtjährige Schule Sanktanna 2 (Komlosch) hatte in jenem Jahr einen Bestand von annähernd 840 Schülern, in 29 Klassen, davon 320 Schüler in der deutschen Abteilung der Schule, aufgeteilt in 14 Klassen.

 

Unsere Heimatgemeinde hat sich im Laufe der Zeit in ein Schulzentrum entwickelt, denn neben den bisher aufgeführten Schulen, gab es mehrere Berufsschulen, die ich hier kurz aufzählen möchte. Gleich nach 1944 gab es in den Räumlichkeiten des rumänischen Gymnasiums Berufschulausbildung für verschiedene handwerkliche Tätigkeiten.

 

Im Zeitraum 1949-1954 gab es die Berufsschule für Laboranten für landwirtschaftliche Erzeugnisse.

 

Im Rahmen der Maschinen - und Traktorenstation unserer Gemeinde hat sich eine große Berufschule für Traktoristen, Landwirtschaftsmechaniker und Elektriker entwickelt. Diese Berufschule wurde im Jahr 1975 zu einem Industrielyzeum umgewandelt, was dann zur Auflösung des Allgemeinbildenden Lyzeums, von dem ich schon berichtet habe, geführt hat.

 

Bezeichnend für das Schulwesen der Nachkriegszeit waren die vielen Veränderungen in der Struktur des Unterrichtswesens, was dann auch zu den häufigen Änderungen der    Schulbenennugen (Schulnamen) geführt hat. Bis zum Jahr 1961 als die achtjährigen Schulen entstanden sind, habe ich die Schulnamen in diesem Bericht bereits angeführt, bleiben nur noch diese Benennungen bis zur Gegenwart zu ergänzen:

 

1972 allgemeinbildendes Lyzeum Sanktanna

 

1975 Gesamtschule Nr.1 Sanktanna – Gesamtschule Nr.2 Alt-Sanktanna

 

1976 Gesamtschule mit Klassen 1-10 Sanktanna 1

 

Gesamtschule mit Klassen 1-10 Sanktanna 2 (Alt-Sanktanna)

 

1991 Gesamtschule mit Klassen 1-8 Nr.1 Sanktanna

 

(Nr.2 für Alt-Sanktanna)

 

1995 Schule mit Klassen 1-8 Nr.1 Sanktanna (Nr.2 für Alt-Sanktanna)

 

2001 Schule mit Klassen 1-8 Nr.1 Sankt-Anna (Sfinta-Anna)

 

Im Zeitraum 1969-1975 wurde in der Schule Nr.1 Sanktanna der Unterrichtsprozess in 5 Gebäuden wie folgt vollzogen.

 

-Gebäude nr.1; das älteste Schulgebäude in unserer Gemeinde, erbaut um das Jahr 1750. Es bestand aus folgenden Räumlichkeiten: Erstes Obergeschoss mit drei Klassenräumen, Lehrerzimmer, Rektorat, Sekretariat, Buchhaltung und ein großer Fachraum für Physik und Chemie. Erdgeschoss mit 4 Klassenräumen, Bibliothek Pionierzimmer und Photolabor.

 

-Gebäude Nr.2; der gewesene Kindergarten, mit 5 Klassenräumen, belegt mit Schülern des Lyzeums und einem Fachraum für Biologie, ab 17 Uhr wurden die Räume von den Schülern des Abendlyzeums genutzt.

 

-Gebäude Nr.3; die gewesene Knabenschule mit 9 Klassenräumen, belegt mit Schülern der 5-8 Klasse, hier fand der Unterricht am Vor und Nachmittag statt.

 

-Gebäude Nr.4; die gewesene Mädchenschule, mit 7 Klassenräumen, belegt mit Schülern der Grundschule der deutschen Abteilung und ein Lehrerzimmer. Auch hier fand der Unterricht am Vor und Nachmittag statt.

 

-Gebäude Nr. 5; eine Grundschule mit 4 Klassenräumen, Lehrerzimmer und ein Raum mit Anschauungsmaterial, erbaut in der Neubausiedlung von Sanktanna im Jahr 1959, genutzt von den rumänischen Grundschülern.

 

Das alte Gebäude Nr.1, lange Zeit Schaltzentrale des Schulwesens in Sanktanna, in dem viele Generationen ihre Schulausbildung genossen haben, konnte in den Jahren 1969-1974 nur durch Gutachten der Baubehörde dem Schulbetrieb erhalten bleiben. Die jährlich wachsenden Risse im Gewölbe des Korridors, haben der Schulleitung, dem Gemeinderat und der Schulaufsichtsbehörde riesige Sorgen bereitet. Der Versuch einer Generalüberholung des Gebäudes scheiterte, weil es unter Denkmalschutz stand. Die Restaurierungsarbeiten hätten enorme Summen gekostet.

 

Es wurde entschieden, dass in unserer Gemeinde eine neue Schule mit 24 Klassenräumen, 3 Fachräumen (Physik, Chemie, Biologie/Landwirtschaft), einer Bibliothek und Verwaltungs räumen gebaut werden soll. Im Schuljahr 1974/75 wurde die Schule fertiggestellt und der Umzug fand statt. Somit sind das Zentralgebäude Nr.1 und die Gebäuden Nr.2 und 3 frei geworden.

 

Das Vermitteln von Wissen, Kenntnissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten sowie auch die erzieherische Arbeit waren der sozialistischen Ideologie unterworfen und zentral gesteuert. Die Lehrpläne wurden vom Unterrichtsministerium erstellt, ausgegeben und waren somit für alle Lehrkräfte verbindlich. Die Schulbücher waren für alle Schulen mit demselben Profil einheitlich, mit den Lehrplänen abgestimmt und kostenlos.

 

Die Art und Weise, wie die neuen Kenntnisse den Schülern vermittelt wurden, lag am Ermessen der einzelnen Lehrer, letztendlich an ihrer fachlichen Kompetenz. Sie konnten sich aus der Vielzahl der Unterrichtsmethoden und Verfahren jene heraussuchen, die ihnen, beziehungsweise ihren Schülern, das Vermitteln oder das Aneignen von Wissen erleichterten.

 

Die Lehrer in unserer Schule waren im Allgemeinen fachlich und pädagogisch gut ausgebildet, haben es verstanden, den zu vermittelnden Stoff dem Alter der Schüler und ihren Aufnahme fähigkeiten anzupassen, das Interesse für ihr Fach zu wecken.

 

Ich wage es zu behaupten, dass die Schüler der Schule Nr.1 und 2 von Sanktanna, verglichen mit anderen Schulen des Kreises Arad, einen überdurchschnittlichen Kenntnisstand hatten. Diese Behauptung ist belegt durch die sehr guten und guten Ergebnisse, die unsere gewesenen Schüler bei den verpflichtenden Aufnahmeprüfungen für die weiterführenden Schulen Jahr für Jahr erzielt haben.

 

Grundlage für den hohen Kenntnisstand unserer Schüler war die gute und sehr gute Arbeit unserer Grundschullehrer. Wir hatten ein überaus erfahrenes Lehrerkollegium, das sich gegenseitig mit Rat und Tat unterstützt hat, seine Erfahrungen ausgetauscht hat, neues Lehr- und Lernmaterial erstellt hat und in seinen jeweiligen Klassen ein gesundes Arbeitsklima aufgebaut hat.

 

Auf die Arbeit der Grundschule haben die Lehrer der Klassen 5-8 aufbauen können, denn auch hier haben wir auf ein gutes, ausgeglichenes, fachlich gut vorbereitetes Kollegium, zurückblicken können. Der gute Wissenstand unserer Schüler, das gut besetzte Lehrerkollegium, hat unserer Schule einen guten Ruf im ganzen Kreis und auch außerhalb des Kreises eingebracht. So kam es, dass die Germanistikstudenten der Universität von Temeswar Jahr für Jahr ihr Praktikum in unserer Schule getätigt haben.

 

Die Aufgabe der Schule bestand aber nicht nur aus Vermitteln von Kenntnissen und Wissen, sondern im erzieherischen Bereich den Schülern Verhaltensweisen und Werte beizubringen. Wir Lehrer waren uns dieser Aufgabe auch bewusst, wir mussten aber in diesem totalitären Staat vorsichtig sein und immer abwiegen dass wir nur so viel Politik oder Ideologie wie nötig und so wenig wie möglich in unsere erzieherische Arbeit einfließen lassen. Ich bin überzeugt, dass wir unter den schwierigen Bedingungen, unter dem Druck des Staates, dem besonders wir Deutschen ausgesetzt waren, unsere erzieherische Aufgabe zur Zufriedenheit der damaligen Schüler und deren Eltern gelöst haben.

 

Aus vielen Gesprächen mit gewesenen Schülern und Eltern bei Sanktannaer Treffen oder Klassentreffen wurde uns Lehrern bestätigt, dass wir sehr gute Arbeit geleistet haben. Das angeeignete Wissen, die verinnerlichten Werte waren die Grundsteine für den Einstieg in das Berufsleben nach der Umsiedlung in die Bundesrepublik, wie auch die mehr oder weniger problemlose Integration in das gesellschaftliche Leben. Kaum einer unserer Landsleute ist hier in Deutschland gescheitert und dies nicht nur wegen ihrer beruflichen Kompetenz, sondern auch wegen ihrer Leistungsbereitschaft, ihrem gesunden Ehrgeiz, ihrer Ausdauer, und ihrer Teamfähigkeit, Qualitäten die sie eben auszeichnen.

 

Ich will all diese Qualitäten meiner Landsleute nicht nur der Arbeit der Schule zuschreiben, sondern dahinter stand ein Elternhaus mit gesunder Einstellung zur Bildung und Erziehung. In der Zeit meines Wirkens als Konrektor war die Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus sehr gut, weil wir alle begriffen hatten, dass wir in diesen schwierigen Zeiten, unter besonderen Bedingungen, gemeinsame Ziele hatten, den Jugendlichen die Bildung und Erziehung zukommen zu lassen, die sie in jeder Lebenslage lebensfähig machen.

 

Einen besonderen Einsatz zeigten die Lehrerkollegien der Schulen aus Sanktanna und Alt-Sanktanna, ihre Schüler auf kulturellem, sportlichem Gebiet und in der Pflege des Brauchtums zu fördern. Die Unterstützung der Elternschaft in allen Hinsichten war immer gewährleistet. Ich werde anschließend nur einige erfolgreiche Veranstaltungen von beträchtlichem künstlerischem und sportlichem Niveau anführen, die sich zur Tradition entwickelt haben und von allen Beteiligten genossen wurden:

 

- jährliche Schulfeste der Klassenstufen 1-4; 5-8

 

- Maskenbälle der Klassengruppen 1-4; 5-8

 

- Trachtenfeste der Klassen 1-8

 

- traditionelle Maibaumfeste der Klassen 5-8

 

- Sportfeste mit großer Schülerbeteiligung der Klassen 5-8; 9-12;

 

Außergewöhnlich erfolgreich war unser Schulchor unter der Leitung der begabten Musiklehrerin Adelheid Teiber, Nachkommen einer musikalischen Familie aus Sanktanna. Bei einem Chorwettbewerb der Schulen ist es unseren Schülern gelungen, bis ins Landesfinale in Bukarest einzuziehen. Unter den vielen Finalteilnehmern hat unser Chor einen Trostpreis erhalten.

 

Nicht weniger erfolgreich war die Blaskapelle der Schüler unserer Heimatgemeinde, die bei mehreren Wettbewerben schöne Preise abräumten. Auch an der Schwarzmeerküste haben sie Konzerte gegeben, wo ihr Können von vielen Urlaubern mit Begeisterung gefeiert wurde. Der Kapellmeister der Blasmusik ist auch ein Sanktannaer Eigengewächs, der Musik- und Deutschlehrer Hans Reinholz.

 

Auch im sportlichen Bereich wurden besondere Leistungen vollbracht, Leistungen die ich in diesem Bericht unterstreichen will, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Durch freiwilligen Einsatz von Schülern, Eltern und Lehrern, mit minimalen finanziellen Mitteln, wurden in den zwei Schulhöfen zwei Handballplätze aus Bitumen fertiggestellt. Auch die Schule aus Alt-Sanktanna hat anschließend ein Handballfeld im Schulhof errichtet. Diese Handballplätze sind heute noch bespielbar. Zur selben Zeit wurde auch noch eine Turnhalle aus einem gewesenen Getreidespeicher im Internatshof eingerichtet, eine Halle die in den Wintermonaten intensiv genutzt wurde. In dieser Weise haben wir die Planungsmängel für neue, große Schulgebäuden ohne Sporthalle oder Sportplätze, wettgemacht. Das Sportgeschehen in unserer Heimatgemeinde hat durch diese geteerten Handballplätze neue Dimensionen erhalten. Die Sportbegeisterung unter den Schülern, Jugendlichen und Erwachsenen hat in erfreulicher Weise zugenommen. Die vielen Minifussballturniere für Schüler und Jugendliche in den Sommerferien waren so begeisternd, dass sie sich zur Tradition entwickelt haben und auch hier in der neuen Heimat noch immer gepflegt werden.

 

In unserer Heimatgemeinde existiert natürlich noch die rumänische Schule mit deutscher Abteilung, aber die Anzahl der deutschstämmigen Schüler ist sehr gering. Die Schule hat meinem Wissen nach, auch heute noch einen guten Ruf in der ganzen Region, weil sie unter anderem von vielen beherzten Landsleuten aus Deutschland materiell und finanziell unterstützt werden.

 

Ich hoffe und wünsche mir, dass dieser Bericht meine Landsleute erreicht, bei ihnen Erinnerungen wach ruft, die bei vielen schon in Vergessenheit geraten sind. Ich würde mich freuen wenn sie nach der Lektüre auch zur Überzeugung gelangen würden, dass vieles in der gewesenen Heimat anders, schwieriger, beschwerlicher und oft demütigender war, aber trotz alldem nicht alles schlecht war.

 

Für außenstehend Interessierte soll der Bericht einen Einblick in einen Bereich verschaffen, den sie in dieser Art bestimmt nicht gekannt haben.

 

Bürgerschule – Das ehemalige Kloster der Piaristen